MIS-Magazin - Print-Ausgabe Nr. 2

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ich erinnere mich an die Videoaufnahmen des Tsunami, der vor Jahren die Urlaubsorte in Südostasien überrollte. Da waren Spaziergänger am Strand, die neugierig und fasziniert das zurückweichende Meer beobachteten. Weit draußen am Horizont war schon die Gischt des Meeres zu erkennen und die ersten Rufe und Warnungen wurden laut. Die Welle rollte heran und doch begriffen viele Menschen immer noch nicht die Gefahr. Aus Beobachtern wurden Opfer. Der Tsunami kam und überspülte den Strand, die Straßen und die Hotelanlagen.

Am Ende des Tages waren weite Küstenabschnitte verwüstet und viele Menschen verletzt oder gestorben. Die Infrastruktur war komplett zerstört. Unzählige Existenzen vernichtet. Es war eine Katastrophe in Zeitlupe.

Die modernen Medien lassen uns in Echtzeit daran teilhaben. Bequem vom Sofa aus. Wir haben uns an all die Bilder von Leid und Zerstörung gewöhnt. Innerhalb kürzester Zeit ist die Katastrophe von heute nur noch Schnee von gestern. So eine Katastrophe aus zweiter Hand hat selten Konsequenzen zur Folge.

Unser Tsunami heißt Corona. Wir sind Zeugen eines weltumfassenden Ereignisses geworden. Jeder ist in irgendeiner Art betroffen. Seit Monaten rollt eine Infektionswelle durch unser Land. Ein Tsunami, der langsam unser Vertrauen und unsere Zuversicht untergräbt. Zur Angst vor Krankheit gesellen sich Angst vor wirtschaftlichem Ruin und gesellschaftlichem Abstieg. Es fällt in diesen Tagen schwer positiv zu denken und zu handeln. Was ist richtig oder was ist falsch? Die Gräben werden tiefer und beginnen unsere Gesellschaft zu spalten.

Wir haben uns an das Gefühl gewöhnt, dass alles zu jeder Zeit verfügbar ist. Die Globalisierung hat die Welt vermeintlich kleiner werden lassen. Als im Frühjahr die Masken fehlten, wurde dem einen oder anderen bewusst, wie fragil das Konstrukt unserer Weltwirtschaft letztlich ist. Die Menschen haben angefangen selbst Masken zu nähen.

Eine Gesellschaft, die ihre Produktion komplett aus den Händen gibt, ist zerbrechlich und angreifbar. Schon aus Umwelt- und Klimaschutzgründen macht es keinen Sinn Waren quer durch die Welt zu verfrachten. Der Gedanke liegt nahe Lösungen vor Ort, in der Region zu suchen. Nicht als ein Schritt zurückin die Vergangenheit, sondern als ein Schritt nach vorne. Hin zu bewussterem Handel und Konsum. In jeder Krise steckt auch eine Chance. Arbeit verändert sich. In der Digitalisierung stecken große Chancen und Möglichkeiten. Gleichzeitig sind Kunst, Kultur von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft. Handwerk bewahrt Wissen über Generationen und schafft neue Perspektiven.

Es geht nicht darum, aus dieser Krise den maximalen persönlichen Gewinn zu ziehen. Es geht um eine neue Kultur der Verantwortung und Nachhaltigkeit. Eine Kultur der Solidarität und des Zusammenhalts. Wenn die Politik den Menschen wieder mehr vertrauen würde, würden die Menschen auch wieder mehr einander vertrauen. Auch auf die eigenen Fähigkeiten und Talente. „Made in Südhessen“ mit dem MIS-Magazin steht für die Verantwortung der Wirtschaft. Wir bündeln die Kräfte und die Energien der Region. Offen, bunt und vielfältig.

Ihr Claus-Jürgen Junglas

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